Doppel-Projekttag in den KZ Gedenkstätten Ravensbrück und Sachsenhausen: „Sex-Zwangsarbeit in KZ-Bordellen“ (28.9/18.10)

Veranstaltung von menschenhandelheute.net

Die sexuelle Ausbeutung von Frauen in KZ-Bordellen war jahrzehntelang ein Tabu-Thema. Erst in den vergangenen Jahren hat sich die Forschung damit umfassend auseinandergesetzt. Die beiden Projekttage nähern sich diesem komplexen Thema – dem Stellenwert der Bordelle im KZ-System, dem Zwangscharakter der KZ-Sexarbeit und der Erinnerung/dem Verschweigen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Projekttage finden an zwei Orten mit historischem Bezug statt: Im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück wurde ab 1942 ein Großteil der KZ-Zwangsprostituierten rekrutiert, um in anderen Konzentrationslagern männliche Häftlinge sexuell zu befriedigen. Nach Auffassung der SS sollte damit deren Arbeitsleistung gesteigert werden. Die Rekrutierung beruhte entweder auf Zwang oder Täuschung – im letzten Fall wurde den Frauen ein besseres Umfeld versprochen, ohne dass sie jedoch wussten, was sie erwartete. Oft wurde Frauen ausgewählt, die schon vorher als „Prostituierte“ tätig waren oder wegen „Prostitution“ erst ins KZ gekommen waren. In Sachsenhausen, dem „Konzentrationslager bei der Reichshauptstadt“ existierte 1944/45 eines von zehn KZ-Bordellen. Es war in den riesigen Zwangsarbeits-Komplex der SS eingebettet. Insgesamt wurden ca. 210 Frauen in KZ-Bordellen sexuell ausgebeutet. Es wird davon ausgegangen, dass fast alle Betroffenen den Nationalsozialismus überlebt haben. Eine Entschädigung blieb bis heute aus.

Die Workshops werden unentgeltlich und ohne kommerzielle Absichten organisiert durch Sonja Dolinsek (menschenhandelheute.net). Referierende sind außerdem Martina Reimann, die als Guide in der Gedenkstätte Ravensbrück arbeitet und Volker Strähle, Guide in der Gedenkstätte Sachsenhausen. Die durch die Gedenkstätten erhobenen Kosten für die Führungen werden auf die Teilnehmer*innen verteilt und betragen pro Person und Projekttag maximal 5 Euro, Fahrtkosten und Verpflegung nicht inbegriffen.

Beide Workshops können unabhängig voneinander besucht werden, wobei der Besuch von beiden Workshops empfohlen wird. Vorwissen ist nicht erforderlich .

Es wird um eine verbindliche Anmeldung gebeten, da die Kapazitäten auf 20 Personen begrenzt sind. Bei hoher Nachfrage ist es möglich, das Angebot zu wiederholen.

Anmeldung an menschenhandelheute at posteo.de

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Treffpunkt und Ablauf

So, 28. September 2014 – Projekttag Gedenkstätte Ravensbrück

Treffpunkt in Berlin: 8:30 Uhr Bahnhof Gesundbrunnen

Rückkehr nach Berlin um ca. 18:00 Uhr

Ablauf: Führung durch die Gedenkstätte, Workshop, eigenständige Recherche in der Ausstellung, Diskussion und kritische Betrachtung der Ausstellungen zum Thema Sex-Zwangsarbeit

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Sa, 18. Oktober 2014 – Projekttag Gedenkstätte Sachsenhausen

Treffpunkt in Berlin: 9:30 Uhr Bahnhof Gesundbrunnen

Rückkehr nach Berlin um ca. 18:00 Uhr

Ablauf: Führung durch die Gedenkstätte – Schwerpunkte, Zwangsarbeit und Häftlingsgesellschaft, Workshop, Auseinandersetzung mit dem Komplex „Sex-Zwangsarbeit“ in der Ausstellung „Medizin und Verbrechen“, Abschlussdiskussion (unter Vorbehalt).

Nachtrag November 2014:

Wenn Sie Interesse haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen und die Gedenkstätten zu besuchen, können Sie das jederzeit eigenständig tun. Wenn Sie eine Gruppe von ca. 10 Leute bilden, können Sie direkt bei der Gedenkstätte Ravensbrück einen eintägigen Workshop zum Thema buchen (50€ pro Gruppe). In Sachsenhausen gibt es kein explizites Workshopangebot dazu und Sie können diesbezüglich an menschenhandelheute at posteo.de schreiben – ebenfalls nur dann, wenn Sie eine Gruppe haben. Anstonsten können Sie die Gedenkstätte jederzeit eigenständig aufsuchen. Der Besuch beider Gedenkstätten ist „triggernd“ – es lohnt sich aber, sich auch mit diesen Facetten der NS-Geschichte zu befassen.