Studentisches interdisziplinäres Symposium
22.03.2013 – 23.03.2013
im Festsaal der Humboldt-Universität zu Berlin
Luisenstraße 56, Berlin
.
Deadline für Abstracts: 11.01.2013
Interessierte Teilnehmer_innen werden bis zum 01.03.2013 um Anmeldung gebeten
.
Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation vom Juni 2012 sind weltweit 21 Millionen Menschen von „Zwangsarbeit“ bzw. „Menschenhandel“ betroffen. (ILO, 2012) Am häufigsten werden demnach Migrant_innen Opfer von Menschenhandel, darunter insbesondere Frauen und Kinder, die oft von verschiedenen Formen sexueller Ausbeutung, wie Zwangsprostitution, betroffen sind. Doch auch sklavereiähnliche Arbeitsausbeutung in verschiedenen Sektoren der Privatwirtschaft, wie Gastronomie, Bau, Landwirtschaft oder Fischerei, ist ein global verbreitetes Phänomen. Menschenhandel, so auch die EU-Kommissarin für innere Angelegenheiten Cecilia Malmström, sei „moderne Sklaverei“. (Europäische Kommission, 2012)
.
Ungeachtet der großen öffentlichen Aufmerksamkeit, die dem “Menschenhandel” gewidmet wird, bleibt die Definition des Phänomens schwierig und umstritten. Auffällig ist, dass Zwangsprostitution, Zwangsarbeit, moderne Sklaverei oder Ausbeutung der Arbeit von verschiedenen Akteur_innen auf unterschiedliche Art
und Weise definiert und beurteilt werden. Unklar bleibt insofern auch, wer als Betroffene_r und wer als Täter_in gilt, welche die Ursachen von Menschenhandel sind und welche rechtlichen und politischen Maßnahmen ergriffen werden sollten, um diese Form der Verletzung fundamentaler Menschenrechte zu stoppen. Vor allem NGOs, aber auch Staaten und internationale Organisationen vertreten oft diametral entgegengesetzte Ansätze nicht nur hinsichtlich der Begriffsbestimmung, sondern auch in Bezug auf die zu ergreifenden politischen Maßnahmen gegen Menschenhandel.

.
Das Symposium „Verletzte Leben – verwehrte Rechte. Menschenhandel im 21. Jahrhundert“ soll einem breiten Publikum die Gelegenheit geben, sich über binäre Positionen hinaus mit den verschiedensten Aspekten von „Menschenhandel“ zu befassen. Ziel ist es, Student_innen, Praktiker_innen und andere Interessierte zusammen zu bringen und getrennt und parallel verlaufende Diskurse und Debatten zu verknüpfen.
.
Student_innen und Promovend_innen sind eingeladen, sich mit einem 15-minütigen Vortrag oder einem Workshop von eineinhalb beziehungsweise 3 Stunden am Symposium zu beteiligen. Beiträge mit empirischer und theoretischer Ausrichtung sind gleichermaßen willkommen. Erwünscht sind Beiträge aus allen Fachrichtungen, insbesondere aus Erziehungswissenschaften, Ethnologie, Europäischer Ethnologie, Gender Studies, Geschichtswissenschaften, Human-Animal-Studies, Kultur-/Sozial-Anthropologie, Philosophie, Rechtswissenschaften, Regionalstudien, Politikwissenschaften, Soziale Arbeit und Soziologie.
.
Das Symposium soll Raum bieten, sich dem Phänomen Menschenhandel in vielen seiner unterschiedlichen Ausprägungen und Dimensionen zu widmen. Deswegen sind Beiträge zu allen relevanten Themenbereichen erwünscht, insbesondere zu folgenden Aspekten:
.
Politische und rechtliche Rahmenbedingungen
- Nationale / europäische / internationale Gesetze und Abkommen (Begriffe, Reichweite, Wirkung, Umsetzung, usw.)
- Anti-Trafficking Maßnahmen zwischen Sicherheits- und Menschenrechtsansätzen
- Rechtszugang und rechtlicher Schutz von Betroffenen von Menschenhandel
- Gesellschafts- und regional-spezifische Ursachen und Ausprägungen von Menschenhandel
- Historische Perspektiven auf Sklaverei und ihre Abschaffung
Menschenhandel, Migration und Arbeit
- Verhältnis von Migrationspolitiken und Menschenhandel
- Verletzlichkeiten im Migrationsprozess
- Zugang zu Arbeitsrechten für von Menschenhandel betroffene Personen
- Möglichkeiten, Konsequenzen und Grenzen von (gewerkschaftlichen) Arbeiter_innen-Organisationen
- Menschenhandel zur Ausbeutung der Arbeit in Regionen mit hoher Arbeitsmigration
- Ausbeutung der Arbeit in Arbeitsprozessen und Zuliefererketten
- Menschenhandel und vergeschlechtlichte Arbeit
Theoretische Perspektiven
- Ansätze, Perspektiven und Kontroversen mit Blick auf Menschenhandel
- Analyse von Diskursen rund um Migration, Sex-Arbeit, Prostitution, Ausbeutung, Kinderarbeit und Menschenrechte in Politik, Medien, NGOs, usw.
- Kritische Auseinandersetzung mit Begrifflichkeiten und theoretischen Ansätzen
- Abgrenzungen freier von unfreier Arbeit
- Auswirkungen von Gender, Race, Class und anderen sozialen Kategorien auf die Verletzlichkeit durch Menschenhandel
- Zwangs- und Abhängigkeits-Verhältnisse von Menschen und nicht-menschlichen Tieren
Empirische Fragestellungen
- Empirische Methoden und ihre Anwendung und Auswirkung im und auf das Feld
- Zugang zum Feld
- Einsatz von interaktiven und partizipativen Forschungsmethoden
- Ethische Fragen in der empirischen Forschung über Menschenhandel
.
Abstracts
Abstracts für Vorträge und Workshop-Skizzen im Umfang von maximal 2000 Zeichen sowie kurze Angaben zur Person werden bis zum 11.01.2013 erbeten an: verletzteLeben@posteo.net
Für Referent_innen und Workshop-Leider_innen sind eine Aufwandsentschädigung und gegebenenfalls ein Reisekostenzuschuss geplant.
Nähere Informationen gibt es in Kürze auf der Website des Symposiums www.verletzteLeben.net
.
Organisation:
Sonja Dolinsek
Christine Düringer
Silvia Oitner
Johannes Stiegler
Manuel Wenda
.
Das Symposium wird gefördert durch die Humboldt-Universitäts-Gesellschaft.