Ab sofort werden wir in regelmäßigen Abständen einen Newsletter über aktuelle Themen und Entwicklungen im Themenbereich Menschenhandel verfassen. Wir werden dabei auf nationale und internationale News aufmerksam machen, sowie auf angrenzende Themenbereiche, die wir für wichtig und relevant erachten.
Die Newssammlung ist nicht vollständig und wir freuen uns auf Hinweise, die wir gerne aufnehmen und die auch auf Facebook gepostet werden können.
Menschenhandelspolitik
- Am 19. März äußerten sich Experten im Bundestag kritisch gegenüber den Maßnahmen, die die Bundesregierung zum Schutz von Menschenhandelsopfern ergreift. Stark kritisiert wurde die bisherige Praxis eine Aufenthaltsgenehmigung für Opfer an der Bereitschaft als Zeuge/in auszusagen. Dies führe dazu, dass Opfer ohne Entschädigung und ohne Gerechtigkeit zu erfahren abgeschoben werden. Ebenfalls wurde die Einführung von einem „Qualitätssiegel“ für Bordelle gefordert.
- Als letztes EU-Land hat nun auch Estland ein Gesetz gegen Menschenhandel verabschiedet (hier ein englischer Text dazu).
- Burma hat mit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ein Abkommen zur Abschaffung der Zwangsarbeit bis 2015 unterzeichnet. Ein neuerer Bericht von Human Rights Watch analysiert die Situation in Burma genauer.
Auswirkungen von Menschenhandelspolitiken
- Die Legalisierung von Prostitution soll auch in den Niedrlanden zu einer Zunahme des Menschenhandels geführt haben. Diese These wird in einem Blogbeitrag mit Rückgriff offizielle Berichte nicht bestätigt.
- In Großbritannien wurden Bordellrazzien und Polizeiaktionen, die auch Sexarbeiter_innen verhaften und auf sie abzielen, stark kritisiert. Gewalttätige Kunden nutzen die Angst vor der Polizei aus um ungeschoren davon zu kommen: „Targeting women for prosecution in this way undermines any attempts to catch those who attack and exploit sex workers … We are receiving reports of incidents where women have been attacked and their attackers have told them brazenly that they know women won’t dare go to the police.““
Zwangsprostitution
- „Sachsensumpf“ – Die Zeit veröffentlichte einen guten Artikel über einen älteren Fall von Kinderprostitution
- Bericht über ein neues Beratungsangebot für Opfer von Menschenhandel in Marburg. Bisher seien jedoch keine Fälle von Zwangsprostitution oder Prostitution von Minderjährigen bekannt geworden.
- In Augsburg wird gerade über einen Fall von Menschenhandel und Zwangsprostitution verhandelt.
Ausbeutung von Arbeit
- In Hamburg ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine Familie, die eine Haushaltshilfe ausgebeutet haben soll.
- In Libanon sorgt der Selbstmord einer migrantischen Haushaltshilfe (domestic worker) für Aufsehen. Das kafala-System bindet Migrant(inn)en an einen bestimmten Arbeitgeber, der komplett über sie verfügt. Dieses System wird oft mit Sklaverei verglichen.
- In einem längeren Artikel berichtete die Boomberg Businessweek über die Ausbeutung von indonesischen Wanderarbeitnehmern auf hoher See. Dort seien sie besonders verletzlich und könnten sich rechtlich an niemanden wenden, da es sich um internationale Gewässer handelt. Fazit: Auch Fisch ist nicht „fair“.
Sexarbeit und Aktivismus von Sexarbeiter_innen
- 3. März: Internationaler Tag für die Rechte von Sexarbeiter_innen oder International Sex Workers Rights‘ Day
- Luxusescorts in Spanien verweigern Bankern ihre Dienstleistungen, wenn diese Spaniern und ihren Familien weiterhin Kredite verweigern.
- Ein Artikel über Sexarbeit in Vietnam und ihren „Löhnen“ – Nein, es ist nicht alles Zwangsprostitution.
- Hier ist eine Bildersammlung von weltweiten Aktionen von Sexarbeiter_innen zu finden
Feminismus und Sexarbeit (und Prostitution)
- Egal wie kontrovers das Thema ist: Auch Sexarbeiter_innen verdienen Respekt und einen Zugang zu Gesundheitsversorgung, so argumentierte eine Bloggerin: „Even if our opinions on the sex work industry diverge, we can all agree that being a sex worker–whether by choice, circumstance or force–should not disqualify someone from basic human dignity, care and respect.“
- Eine große Debatte entbrannte am 13. März bei Sandra Maischberger, wo auch Alice Schwarzer zu Gast war. Die Sendung kann hier angesehen werden.
Kinderarbeit
- Im Europäischen Parlament wurde über das 2010 unterzeichnete „Kakaoabkommen“ abgestimmt. Das Abkommen soll eine nachhaltige Lieferkette gewährleisten und die Kinderarbeit auf Kakaoplantagen reduzieren. NGOs forderten diesbezüglich bindende Vorgaben insbesondere für Unternehmen.
- ForestFinance unterstützt die EU-Resolution gegen Kinderarbeit auf Kakaoplantagen
- Ein Ausstellung in Göppingen macht auf Kinderarbeit in der Bekleidungsindustrie aufmerksam (bis 28. März)
- Die taz schrieb über das Schicksal der sogenannten „Verdingkinder“ im vergangenen Jahrhundert in der Schweiz: „Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Verdingkinder noch wie Vieh auf Märkten versteigert – und später dann von den Armenbehörden der Schweiz offiziell als Pflegekinder auf Bauernhöfe gebracht. „
Andere Formen von Menschenhandel
- Sudanesische Flüchtlinge und Asylbewerber wurden in Ägypten Opfer von Organhandel. Die Organe werden unter Gewaltandrohung entnommen, oder aber einfach aus den Körpern der Menschen „gestohlen“. Betroffen sind Männer, Frauen und Kinder.
- Mauretanien hat die Sklaverei erst 2007 (zum letzten Mal) abgeschafft. Doch Recht und Praxis klaffen immer noch auseinander.