Die Anti-Politik der Bekämpfung des Menschenhandels

Autor: Neil Howard (@NeilPHoward), Stipendiat am European University Institute in Florenz. Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 24.01.2014 hier in englischer Sprache veröffentlicht. Es handelt sich um eine überarbeitete Version eines Vortrags, den Neil Howard für die Expert*ngruppe zur Bekämpfung des Menschenhandels des Europarates hielt. 

Der Status Quo und der Stand der Dinge

In Europa wie auch anderswo, wird „Menschenhandel“ wohl immer noch so verstanden, dass es um böse, implizit ausländische, männliche Kriminelle geht, die unschuldige Frauen und Kinder kidnappen und versklaven, in der Regel für Sex. Meistens sind die Geschichten, die wir hören, extrem, sie sind die schlimmsten der schlimmsten und vor allem zeigen sie Menschenhandel als eine Art Anomalie – mit anderen Worten, als eine Übertretung aus einer anderen Welt, die sich völlig außerhalb der sonst positiven, normalen Ordnung der Dinge befindet.

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Der Weg zu einem besseren Leben: Eine alternative Perspektive auf Menschenhandel (Gastbeitrag)

Autor: Christian Groes-Green (Anthropologe und assistant professor an der Roskilde Universitet in Dänemark)

Mosambik zählt zum Hauptkorridor des Menschenhandels in die Rotlichtviertel Südafrikas. Dort träumen arme junge Frauen davon, in ein reiches Land zu ziehen, wo sie in der Lage sind, für sich und ihre Angehörigen zu sorgen. Maria, eine 21 Jahre junge Frau, erzählte mir: ‚Wenn ich nur nach Amerika oder Europa kommen könnte, würde meine Familie nicht mehr leiden, und ich konnte mich um sie kümmern.“ Als ich eine großangelegte ethnographische Studien unter jungen Frauen in der seit 2007 mosambikanischen Hauptstadt Maputo durchführte, begann ich zu verstehen, warum viele Frauen innerhalb der sexuellen Ökonomien Afrikas migrierten, um das Wohlergehen ihrer Familien sicherzustellen und warum einige von ihnen hoffen, letztendlich in einem westlichen Land zu landen, trotz der damit verbundenen Risiken (Adepujo 2003; Cole 2004; Hunter 2007). Der erste Schritt der Reise der jungen mosambikanischen Frauen führt in die Hauptstadt Maputo oder in südafrikanische Städte, wo sie durch transaktionalen Sex mit sogenannten „sugar-daddies“, als erotische Tänzerinnen in Sexclubs oder in Bordellen versuchen ein Einkommen zu erwirtschaften (Groes-Green 2011). Aber im Versuch nach Europa, den USA oder in die Finanzzentren Südafrikas zu kommen riskieren sie, in die Fänge von Schleusern oder Menschenhändlern zu geraten, die jeweils für den Transport unter sehr unsicheren Umständen sorgen oder sie in der Sexindustrie ausbeuten (UNESCO 2006).

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