Kenia: Die Doppelmoral der Kriminalisierung von Sexarbeiter_innen

Dieser Artikel ist am 17. Juli auf AfricaNews.com (Autorin: Joyce J. Bangui) erschienen und wurde mit der Erlaubnis der Redaktion von AfricaNews.com übersetzt und veröffentlicht. Eine Reproduktion ist nur unter Angabe von AfricaNews.com und dieser Übersetzung auf menschenhandel heute erlaubt. 

Die Rechte von Sexarbeiter_innen sind Menschenrechte „- das ist der Slogan, mit dem sich die kenianischen Prostituierten bewaffnen, wenn sie ihre Rechte einfordern. In der jüngsten Vergangenheit mussten Sexarbeiter_innen den Zorn der Polizei und der Beamten der Stadtverwaltung ertragen, die sie belästigen und bei ihrer Arbeit stören. Ironischerweise werden nur Frauen verhaftet, wann immer sie bei der Ausübung des uralten Handels ertappt werden, während ihre männlichen Kunden ungestraft bleiben.

Die Einführung des Internationalen Tages der Rechte von Sexarbeiter_innen (International Sex Workers Rights Day) am 3. März sollte ein Weckruf für die verschiedenen Anspruchsgruppen und Stakeholder sein, die Sexarbeit als Verbrechen wahrnehmen, darunter auch Regierungsvertreter_innen. Doch diese Forderungen haben noch nicht das Tageslicht erblickt, während Menschenrechtsverletzungen gegen Sexarbeiter_innen weiterhin begangen werden.

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Es gibt keine „perfekten Opfer“ (crossposted)

Dieser Beitrag wurde am 14. August 2012 auf The Huffington Post unter dem Titel „There are no ‚perfect victims‘“ veröffentlicht und mit Genehmigung der Autorin Chi Mgbako für die Weiterveröffentlichung auf diesem Blog übersetzt und veröffentlicht. 

Die Autorin Chi Mgbako ist Professorin am Leitner Center for International Law and Justice an der Fordham Law School in New York City.

Ihre Forschung konzentriert sich auf Sexualrechte, Gesundheit und Menschenrechte, Zugang zu Gerechtigkeit sowie Frauenrechte in Afrika. Sie hat u.a einen Beitrag über Sexarbeit und Menschenrechte in Afrika veröffentlicht.

Wenn die meisten Menschen an typische Opfer von Menschenrechtsverletzungen denken, zaubern sie oft stereotype Bilder von passiven und machtlosen Menschen hervor. Wir stellen sie uns vor, als seien sie unfähig, sich selbst auszudrücken und makellos hinsichtlich ihrer moralischen Haltung – höchst unschuldig, zutiefst erniedrigt und als würden sie darauf warten, gerettet zu werden. Die Vorurteile, die dieser Vorstellung zugrunde liegen, können dazu führen, dass einige Menschenrechtler bei Interessenvertretungen und in Werbekampagnen sich auf „perfekte Opfer“ konzentrieren. Damit klammern sie die durch andere marginalisierte Personen erfahrenen Ungerechtigkeiten aus, die ambivalentere und komplexere Reaktionen in der Öffentlichkeit anregen würden.

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Ohne die Teilnahme von Sexarbeiter_innen werden wir das Blatt nicht wenden können (crossblogged)

Dieser Beitrag wurde am 23. Juli 2012 auf RHRealityCheck. Reproductive Health and Justice unter dem Titel „We Can’t Turn the Tide on HIV Without the Participation of Sex Workers“ veröffentlicht und für die Weiterveröffentlichung auf diesem Blog übersetzt.

Im Mai, als wir bis zum Hals in der Organisation für den „Sexworker Freedom Festival“ steckten, hörten wir, dass Sexarbeiter_innen in Griechenland zwangsweise auf HIV getestet und verhaftet wurden, wenn der Test positiv ausfiel. Zunächst einmal ist es eine Verletzung der Menschenrechte, jemanden mit Gewalt ohne ihre/seine Zustimmung zu testen. Das gilt auch für Sexarbeiter_innen. Was noch hinzu kommt: Eine Person in einem Gesundheitszustand zu verhaften, der behandelt werden muss  – wie würden Sie das nennen, wenn nicht eine Verletzung der Rechte des Einzelnen? Wie ein Mitarbeiter des Gesundheitswesens sagte: „Die öffentliche Gesundheit kann nicht durch die Bestrafung der Patienten geschützt werden.“

Die griechische Episode geht weit über das übliche Niveau von Rechtsverstößen, mit denen Sexarbeiter_innen regelmäßig konfrontiert werden, hinaus. In einer bizarren Wiederholung der „Verurteilung des Opfers“ wurden die Frauen, deren Testergebnisse positiv waren, wegen „vorsätzlicher schwerer Körperverletzung“ angeklagt, obwohl viele nicht wussten, dass sie HIV-positiv waren, da sie keinen Zugang zum öffentlichen Gesundheitssystem oder freiwilligen Testeinrichtungen haben. Wie hätten sie wissentlich eine Infektion verbreiten können, von der sie nichts wussten?

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Warum die Frauenbewegung Sexarbeiter_innen zuhören muss (crossblogged)

Sexarbeiter_innen durch Kthi Win organisiert.
Quelle: RHRealit

Dieser Beitrag wurde am 16. Mai 2012 auf RHRealityCheck. Reproductive Health and Justice veröffentlicht und für die Weiterveröffentlichung auf diesem Blog übersetzt.

Vor einem gedämpften Publikum von über 2000 Frauenrechtler_innen aus über 140 Ländern stand Kthi Win, eine Sexarbeiterin und Leiterin einer nationalen Organisation von weiblichen, männlichen und transgender Sexarbeiter_innen in Burma. Mit ruhigem Selbstvertrauen sagte sie:

„Die Hauptforderung der Sexarbeiter_innenbewegung in Burma, in Asien und auf der ganzen Welt ist einfach. Wir fordern die Anerkennung von Sexarbeit als Arbeit. Aber wir haben eine weitere zentrale Forderung, die sich spezifisch an bestimmte Teile der Frauenbewegung richtet. Wir fordern, dass wir nicht als Opfer gesehen werden.“ (Link zur vollständigen Rede)

Die freche Zurückweisung der Opferrolle durch eine Sexarbeiterin, die im Namen der globalen Sexarbeiter_innenbewegung (global sex workers’ rights movement) sprach, geschah anlässlich des kürzlich stattgefundenen Internationalem Forum für Frauenrechte in Entwicklung (AWID International Forum on Women’s Rights in Development), eines der größten Zusammenkünfte von Frauenrechtler_innen auf der Welt. Es war ein außergewöhnlicher Moment, weil es in manchen Teilen der Frauenbewegung eine Tendenz gibt, Sexarbeiter_innen, wie Kthi, auszuschließen, weil sie die monolithische und einfältige Erzählung, dass alle Menschen in der Prostitution auf Rettung warten, bestreitet.

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17. Dezember: Der Internationale Tag gegen Gewalt an Sexarbeiter_innen (International Day to End Violence Against Sex Workers)

Violence against Sex workers ia a crime

„Violence against Sex workers ia a crime“

„A woman has a right to sell sexual services just as much as she has the right to sell her brains to a law firm or sell creative work to a museum…“

Das hat im Jahre 1973 die erste US-Amerikanische Prostituiertenorganisation COYOTE (Call Off Your Old Tired Ethics) betont.

Sexarbeiter_innen sind öfter Opfer von Gewalt, Vergewaltigungen und Mord durch Kunden, Zuhälter oder durch andere Personen. Gewalt gegen Sexarbeiter_innen findet in Kontexten statt, in denen Sexarbeiter_innen stigmatisiert, diskriminiert oder auch kriminalisiert werden. Gewalt gegen Sexarbeiter_innen ist somit eine Form von staatlich geduldeter Gewalt. Dagegen richtet sich der heutige Tag.

Eingeführt wurde der Internationale Tag gegen Gewalt an Sexarbeiter_innen anlässlich einer Reihe von Morden von Sexarbeiterinnen in den 1980er Jahren in Seattle, WA (USA). Es war der sogenannte „Green River Killer“ – ein US-Amerikanischer Serien-Mörder – , der 2003, fünfzehn Jahre später, wegen 48 Morden an Sexarbeiterinnen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Laut Wikipedia bleiben einige der Opfer bis heute unentdeckt. Der Hass gegen Sexarbeiterinnen genauso wie ihre gesellschaftliche Verletzlichkeit und Schutzlosigkeit spielten eine zentrale Rolle in der Motivation des Mörders, wie das öffentlich einsehbare Geständnis zeigt:

Quelle: http://www.thesmokinggun.com/documents/crime/green-river-killers-chilling-confession

Geständnis des „Green River Killer“

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