„Um Menschenhandel zu bekämpfen, müssen Betroffene zunächst einmal als solche erkannt werden“

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Rundbrief 54 vom Mai 2014 der FIZ – Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (Zürich) veröffentlicht. Im Rundbrief wird das 10-jährige Bestehen der Beratungsstelle reflektiert. 

Autorin: Susanne Seytter

Die Beratungs- und Interventionsstelle FIZ Makasi betreut seit zehn Jahren Betroffene von Frauenhandel. Ihr Erfolg gründet darin, dass sie nicht nur Opfer berät, sondern dass sie spezialisiert und vernetzt arbeitet und ihr Wissen weitergibt.

Gründung und Aufbau

Am 25. November 2004, dem Internationalen Tag gegen die Gewalt an Frauen starteten wir das Projekt „FIZ Makasi, Beratung und Begleitung für Opfer von Frauenhandel“. Wir nannten das Kind „Makasi“, ein Name, den uns eine damalige Klientin aus dem Kongo vorschlug: „Makasi heisst STARK in meiner Sprache“, sagte sie uns. Das ist bis heute unser Prinzip, unser Ziel geblieben: Den Frauen wieder zu ihrer eigenen Stärke und Kraft zu verhelfen. Im 2005 begleitete Makasi bereits 116 Opfer aus allen Teilen der Welt. Heute betreuen die Beraterinnen rund 200 Fälle pro Jahr. Sie sprechen neun Sprachen, ergänzt durch weitere sechs Sprachen im Makasi DolmetscherInnennetz. Aus dem Beratungsangebot ist ein veritables Opferschutzprogramm geworden, in dem die Betroffenen vom ersten Moment an Sicherheit und Unterstützung erfahren. Und in dem heute ein Schatz von spezialisiertem Wissen zu Rekrutierungs-und Ausbeutungsmechanismen, Zwangsmitteln der MenschenhändlerInnen und ZuhälterInnen, Zwangslagen der Opfer, Formen und Auswirkungen von Traumatisierung, Beratungsmethoden und Interventionsstrategien existiert. Gearbeitet wird heute mit (leider immer noch) sehr moderaten Personalressourcen von knapp 600 Stellenprozenten. Während die Frauen bei der Gründung von Makasi oftmals nur kurze Zeit blieben und die TäterInnen nicht verfolgt wurden, entscheiden sich heute immer mehr Betroffene, gegen die Täterschaft auszusagen und bleiben während des Verfahrens. So stieg auch die Verweildauer im Makasi Programm. Heute gehen fast alle Gerichtsverfahren gegen die Täterschaften in der Schweiz auf den Aussagemut von Makasi-Klientinnen zurück. Im 2011 ergänzten wir das Makasi Unterbringungsnetz mit einer eigenen Schutzwohnung. Sechs Plätze stehen zur Verfügung. Im Jahr kommen dort zwischen 20 und 30 Frauen unter.

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Klischees demontieren. Frauenhandel in den Medien

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Rundbrief 52 vom Mai 2013 der FIZ – Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (Zürich) veröffentlicht. Der ursprüngliche Titel lautet lediglich „Klischees demontieren“.

Doro Winkler hat die Medien- und Öffentlichkeitsarbeit der FIZ seit 1998 entscheidend geprägt. Professionell, kompetent und politisch sensibel ist sie heute das Gesicht der FIZ in der Öffentlichkeit. Ende April verlässt sie die FIZ. Anlass für ein Interview von FIZ-Geschäftsführerin Susanne Seytter mit Doro Winkler über die Medienarbeit der FIZ.

Susanne Seytter: Doro, du hast die Aufgabe, ein breites Publikum für FIZ-Themen zu interessieren. Gleichzeitig hat die FIZ auch den Auftrag, Opfer von Frauenhandel vor dem Rampenlicht zu schützen. Gegensätzliche Aufgaben?

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Sexarbeit im Kontext der Geschlechterverhältnisse (Gastbeitrag)

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Rundbrief 52 vom Mai 2013 der FIZ – Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (Zürich) veröffentlicht.

Autorin: Shelley Berlowitz

Ist Sexarbeit eine normale Arbeit wie jede andere? Oder ist sie Ausdruck von Frauenverachtung und eines patriarchalen Herrschaftsverhältnisses zwischen Mann und Frau? Diese Fragen werden in der Öffentlichkeit – auch in der feministischen – kontrovers diskutiert. Die FIZ plädiert für einen sorgfältigen und unaufgeregten Umgang mit dem Phänomen. Und für gleiche Rechte für alle. Weiterlesen →

Frauenhandel aus Nigeria in die Schweiz (crossposted)

von Doro Winkler und Susanne Syetter

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Rundbrief 51 vom November 2012 der FIZ – Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (Zürich) veröffentlicht. —

In den letzten drei Jahren haben elf Frauen aus Nigeria in der FIZ Unter­stützung gesucht. Sie standen zum Zeitpunkt ihres Kontakts fast alle im Asyl­verfahren. Sie haben alle den Kontakt abgebrochen und sind aus unserem Blickfeld verschwunden. Grund genug, die Situation nigerianischer Frauen in der Schweiz, die mit dem FIZ in Kontakt traten, näher zu beleuchten. Weiterlesen →