Es gibt keine „perfekten Opfer“ (crossposted)

Dieser Beitrag wurde am 14. August 2012 auf The Huffington Post unter dem Titel „There are no ‚perfect victims‘“ veröffentlicht und mit Genehmigung der Autorin Chi Mgbako für die Weiterveröffentlichung auf diesem Blog übersetzt und veröffentlicht. 

Die Autorin Chi Mgbako ist Professorin am Leitner Center for International Law and Justice an der Fordham Law School in New York City.

Ihre Forschung konzentriert sich auf Sexualrechte, Gesundheit und Menschenrechte, Zugang zu Gerechtigkeit sowie Frauenrechte in Afrika. Sie hat u.a einen Beitrag über Sexarbeit und Menschenrechte in Afrika veröffentlicht.

Wenn die meisten Menschen an typische Opfer von Menschenrechtsverletzungen denken, zaubern sie oft stereotype Bilder von passiven und machtlosen Menschen hervor. Wir stellen sie uns vor, als seien sie unfähig, sich selbst auszudrücken und makellos hinsichtlich ihrer moralischen Haltung – höchst unschuldig, zutiefst erniedrigt und als würden sie darauf warten, gerettet zu werden. Die Vorurteile, die dieser Vorstellung zugrunde liegen, können dazu führen, dass einige Menschenrechtler bei Interessenvertretungen und in Werbekampagnen sich auf „perfekte Opfer“ konzentrieren. Damit klammern sie die durch andere marginalisierte Personen erfahrenen Ungerechtigkeiten aus, die ambivalentere und komplexere Reaktionen in der Öffentlichkeit anregen würden.

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Warum die Frauenbewegung Sexarbeiter_innen zuhören muss (crossblogged)

Sexarbeiter_innen durch Kthi Win organisiert.
Quelle: RHRealit

Dieser Beitrag wurde am 16. Mai 2012 auf RHRealityCheck. Reproductive Health and Justice veröffentlicht und für die Weiterveröffentlichung auf diesem Blog übersetzt.

Vor einem gedämpften Publikum von über 2000 Frauenrechtler_innen aus über 140 Ländern stand Kthi Win, eine Sexarbeiterin und Leiterin einer nationalen Organisation von weiblichen, männlichen und transgender Sexarbeiter_innen in Burma. Mit ruhigem Selbstvertrauen sagte sie:

„Die Hauptforderung der Sexarbeiter_innenbewegung in Burma, in Asien und auf der ganzen Welt ist einfach. Wir fordern die Anerkennung von Sexarbeit als Arbeit. Aber wir haben eine weitere zentrale Forderung, die sich spezifisch an bestimmte Teile der Frauenbewegung richtet. Wir fordern, dass wir nicht als Opfer gesehen werden.“ (Link zur vollständigen Rede)

Die freche Zurückweisung der Opferrolle durch eine Sexarbeiterin, die im Namen der globalen Sexarbeiter_innenbewegung (global sex workers’ rights movement) sprach, geschah anlässlich des kürzlich stattgefundenen Internationalem Forum für Frauenrechte in Entwicklung (AWID International Forum on Women’s Rights in Development), eines der größten Zusammenkünfte von Frauenrechtler_innen auf der Welt. Es war ein außergewöhnlicher Moment, weil es in manchen Teilen der Frauenbewegung eine Tendenz gibt, Sexarbeiter_innen, wie Kthi, auszuschließen, weil sie die monolithische und einfältige Erzählung, dass alle Menschen in der Prostitution auf Rettung warten, bestreitet.

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