Acht Gründe, warum wir den Begriff der „modernen Sklaverei“ nicht verwenden sollten

Dieser übersetzte Text wurde zuerst auf Beyond Trafficking and Slavery (opendemocracy.net) veröffentlicht.
Autor: Mike Dottdridge (Twitter: @MikeDottridge)

Diese Rede wurde ursprünglich auf der „Regional implementation initiative 2017 on preventing & combating human trafficking – ‘re-branding human trafficking: the interface of migration, human trafficking and slavery“ (Link) gehalten, die am 29. September 2017 in Wien stattfand, und zwar unter dem Originaltitel „Moderne Sklaverei versus Menschenhandel: Verständnis der Auswirkungen und Folgen von Strategien und Agenden hinter unterschiedlichen Konzepten“.

Es ist weniger als zwei Jahrzehnte her, dass sich Diplomaten hier in Wien zusammensetzten, um das spätere UN-Protokoll zum Menschenhandel zu entwerfen, das alle möglichen Änderungen auslöste, die an früheren runden Tischen diskutiert wurden.

Es mag daher verfrüht erscheinen, das System zur Bekämpfung des Menschenhandels zu stürzen und den Begriff „Menschenhandel“ durch das weniger legalistische Konzept der „modernen Sklaverei“ zu ersetzen. Doch genau darauf drängen jetzt zahlreiche Organisationen und Staaten. Da der neue Begriff in den Medien vor allem im englischen Sprachraum und relativ wenig in Europa Beachtung findet, möchte ich Sie kurz darüber informieren, was vor sich geht. Obwohl ich bis 2002 Direktor einer Nichtregierungsorganisation namens ‚Anti-Slavery International‘ war, möchte ich erklären, warum ich den Begriff ‚moderne Sklaverei‘ für unangemessen und spaltend halte.

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Sexarbeiter_innen fordern Respekt für ihre Grundrechte in einem parallelen Gipfel zur AIDS-Konferenz 2012 (crossposted)

Der ursprüngliche Artikel „Sex workers demand respect for their fundamental rights in a parallel summit to the AIDS 2012“ wurde am 25. Juli 2012 auf der Homepage von UNAIDS veröffentlicht und durch uns übersetzt. 

Während diese Woche tausende von Delegierten für den XIX. Internationalen AIDS-Kongress (AIDS 2012) in Washington, DC zusammentreffen, findet ein paralleles Satelliten-Treffen, das „Sexworker Freedom Festival“, in Kolkata in Indien, vom 22. bis zum 26 Juli 2012 statt.

Die Veranstaltung bringt mehr als 600 Prostituierte, internationale und nationale Partner aus über 40 Ländern zusammen. Das Freedom Festival wurde von Sexarbeiter_innen als Reaktion gegen die umfangreichen Visa-Restriktionen für Prostituierte und Menschen, die Drogen benutzen oder benutzt haben, die vielen von Ihnen dem Besuch der Internationalen AIDS-Konferenz in Washington DC verhindert haben. Das fünftägige Festival gibt den Teilnehmer_innen die Möglichkeit, einen Teil der Washingtoner Veranstaltung durch eine Videoverbindung zu den großen Konferenz-Sessions und zum Global Village zu verfolgen.

„Das Sexworker Freedom Festival ist eine alternative Veranstaltung für Sexarbeiter_innen und unsere Verbündeten um gegen unseren Ausschluss von der Konferenz zu protestieren und um zu gewährleisten, dass die Stimmen der Ausgeschlossenen in Washington gehört werden“,

sagte Ruth Morgan, globale Koordinatorin des Global Network of Sex Work Projects (NSWP) und Mitorganisatorin der Veranstaltung in Kolkata.

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Fälle von Gewalt und Vergewaltigung von Prostituierten durch Polizei – Eine Auswahl

Die Vereinten Nationen (UN.GIFT) haben in einem Bericht Korruption unter Polizeibeamten als zentrales Element im „Menschenhandel“ identifiziert. Durch korrupte Polizisten werden Handlungen begünstigt, unterstützt oder ignoriert, die zu Menschenhandel führen.

Doch die Polizei spielt nicht nur eine Rolle im „Menschenhandel“ als organisierte Kriminalität. Oft nutzen Polizisten ihre Macht und die rechtliche Lage ihres Landes aus, um Sexarbeiter_innen und Migrant_innen zu misshandeln, vergewaltigen und erpressen. Einen Überblick über polizeiliche Gewalt gegen Sexarbeiter_innen liefert die US-Amerikanische Professorin Chi Mbako.

Laut dem Bericht der WHO-Weltgesundheitsorganisation „Violence against sex workers and HIV prevention“ wurden in Bangladesh über 50% der Sexarbeiter_innen durch Männer in Uniform vergewaltigt, in Namibia berichteten ca. 10% von sexuellen Übergriffen durch die Polizei und in Indien würden rund 70% der Prostituierten durch die Polizei geschlagen, während 80% ohne Grund verhaftet wurden. Die Ursache für die anhaltende Gewalt gegen Sexarbeiter_innen sieht die WHO in der anhaltenden Diskriminierung und im Stigma gegen Sexarbeiter_innen.

Violence is a manifestation of the stigma and discrimination experienced by sex workers. (World Health Organisation, S. 1)

Einige Fälle möchte ich hier auflisten – weitere Fälle können als Kommentar gepostet werden:

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Newsticker: Arbeit, Migration, Ausbeutung

Menschenhandel und die vergebliche Suche nach verlässlichen Zahlen

„Halfway solutions will seldom work: the only thing worse than no data is wrong and misleading data.“ (Describing the unobserved, Tyldum/Brunovskis 2005, S. 30)

Wie viele Menschen werden jedes Jahr Opfer von Menschenhandel? Wie viele davon sind Frauen und wie viele von ihnen werden zur Prostitution gezwungen? Wie viele Kinder arbeiten auf Kakaoplantagen? Wie viele Opfer von Menschenhandel gibt es jetzt – am heutigen Tage?

Die Antwort: Wir wissen es nicht – wir wissen nicht, wie viele Menschen Opfer von Menschenhandel sind.

Bevor Sie enttäuscht im Internet weitersuchen, bis sie endlich schockierende Zahlen gefunden haben, lade ich Sie ein, noch ein bisschen weiterzulesen. Denn die Zahlen, die Sie anderswo finden, sind nur Schätzungen und nicht eine objektive Darstellung der Dinge. Sie sind mit Vorsicht zu genießen.

Warum gibt es keine verlässlichen Daten über Menschenhandel?

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