Kommende Woche findet in Rio de Janeiro die UN-Konferenz für nachhaltige Entwicklung statt. Schon lange bedeutet „Nachhaltige Entwicklung“ nicht nur ökologische sondern auch soziale Nachhaltigkeit – nicht Natur und Umwelt sondern auch Menschen, als Mitglieder einer Gemeinschaft und als Arbeitskräfte, sollen berücksichtigt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Zwangsarbeit und Menschenhandel abgeschafft werden.
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Die Sklavenbefreiung in Lateinamerika – Ein historischer Abriss
Bevor man sich mit der Sklavenbefreiung in Lateinamerika befasst, muss man sich zunächst die Ausgangssituation vor Augen führen, die sich deutlich von der Sklavenbefreiung in Nordamerika unterschied. Zum einen gab es schon um 1800 in Lateinamerika mehr freie „Schwarze“ und „Farbige“ als Sklaven und Sklavinnen, da diese in dort öfter in die Freiheit entlassen wurden, als im Norden. Da auch ihre Nachkommen frei waren, konnte sich eine bedeutende afrikanisch-stämmige freie Bevölkerungsgruppe bilden, der jedoch im ständischen System keinerlei Rechte zufielen. Zum anderen war die versklavte Bevölkerung sehr heterogen, da sie sich aus unterschiedlichen Gruppen zusammensetzte: Neben den afrikanisch-stämmigen Sklaven und Sklavinnen wurden vor allem in Mexiko und im Andenraum hauptsächlich indigene Menschen versklavt beziehungsweise als Zwangsarbeiter_innen eingesetzt. Vor allem klimatische und geografische Gegebenheiten, wie Kälte und dünne Höhenluft, haben die Versklavung indigener Menschen gegenüber Afrikaner_innen begünstigt.
Die „weißen“ europäischen Eliten sahen sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts immer höherem sozialen Druck ausgesetzt. Eine außerordentliche Bevölkerungsdynamik in der afroamerikanischen, indigenen und kreolischen Bevölkerung, wobei vor allem letztere die alles entscheidende Rolle in der Befreiungsbewegung einnehmen sollte, zeichnete sich ab. Die „Mutterländer“ versuchten zunächst mit absolutistischen Reformprojekten die Kolonien wieder einer stärkeren Kontrolle unterwerfen. Doch mit dem Zusammenbruch der spanischen Monarchie 1808 und der Flucht des portugiesischen Hofes nach Brasilien ergaben sich neue Ausgangspositionen. In Brasilien wurde die Legitimation der Herrschaft zunächst noch nicht so sehr in Frage gestellt, wie in Spanisch-Amerika. Dort hatte es schon zum Ende des 18. Jahrhunderts immer wieder Rebellionen Indigener und afroamerikanischer Sklaven und Sklavinnen gegen die spanische Herrschaft gegeben, doch wurden diese immer brutal niedergeschlagen.