Rechtliche Ausgrenzung und Unterdrückung ehemaliger Sklaven nach der Abolition: Die Jim Crow Laws

Die ab 1880 und bis in die 1960er Jahre geltenden Jim Crow Laws trennten die „schwarze“ und „weiße“ Bevölkerung in jedem erdenklichen Bereich des öffentlichen Lebens: Schulen, Kirchen, Stadtviertel, Arbeitsstellen, Toiletten, Hotels, Restaurants, Krankenhäuser, Waisenhäuser, Gefängnisse, Bestattungsinstitute, Leichenhallen und Friedhöfe. Sogar das gemeinsame Schachspiel wurde gesetzlich verboten. Zwischen 1890 und 1910 entzog man der „schwarzen“ Bevölkerung in den Südstaaten das Wahlrecht und verwehrte ihnen so das Recht auf Mitbestimmung am öffentlichen Leben (Alexander, S. 35). Die Zeit der Rassentrennung (racial segregation) in den Vereinigten Staaten war geprägt von den Auswirkungen der Jim Crow Laws. Sie bildeten die rechtliche Basis für die Diskriminierung der „schwarzen“ Bevölkerung durch ihre Trennung von der „weißen“ Bevölkerung. Um die Jahrhundertwende waren sie in allen Südstaaten gesetzlich verankert.

Die Jim Crow Laws bestanden aus einem Ensemble von sozialen und legalen Codes und banden die afroamerikanische Bevölkerung auch weiterhin durch Unterwerfung und Zwang an eine weiße Vorherrschaft (white supremacy). Es gab keinen Widerspruch – zumindest für die „weiße“ Bevölkerung – zwischen dem, in der Declaration of Independence verankerten, Anspruch auf Gleichheit und der Segregation, solange die „schwarze“ Bevölkerung als „separate but equal“ galt (Wacquant S. 378f).

Weiterlesen →

Chain Gangs und Prison Farms: Systematische Ausbeutung der Arbeitskraft von Ex-Sklaven in Südstaatengefängnissen

Die Fotografie zeigt eine "chain gang" an einer Eisenbahntrasse in North Carolina. Sie wurde zwischen 1890 und 1892 von Thomas S. Lindsey für die fotografische Serie "Stripes but no Stars" aufgenommen.

Wer kennt nicht die Bilder von Strafgefangenen in gestreifter Gefängniskluft, die aneinander gekettet an Eisenbahntrassen oder auf Plantagen arbeiten? Doch wie kam es, dass nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg die Sklaverei zwar abgeschafft war, die Mehrheit der Häftlinge jedoch ehemalige Sklaven waren, die weiterhin wegen ihrer Arbeitskraft ausgebeutet wurden?

Eine Folge der Abschaffung der Sklaverei, der Abolition war es, dass ehemalige Sklaven erstmals dem amerikanischen Strafvollzugssystem unterworfen waren. Vor der Abolition konnten Sklavenbesitzer die vermeintlichen Vergehen von Sklaven direkt bestrafen und wurden dabei durch die sogenannten „slave codes“ geschützt. Das amerikanische Strafvollzugssystem betraf daher zuvor nur „Weiße“ und sollte in den folgenden Jahren der „Reconstruction Era“ und der darauffolgenden „Jim Crow Era“ einige Veränderungen durchlaufen.

Weiterlesen →