„All you can fuck“? – Kampagne „Verantwortliche Freier“

Sie suchen ein ganz bestimmtes Flatrate-Bordell?

Sie suchen ganz gezielt einen Puff, wo Sie mit den Frauen machen können, was Sie wollen?

Sie suchen eine*n Prostituierte*n, der*die Ihre Wünsche nicht ablehnt und ablehnen darf?

Dann sind Sie womöglich auf der Suche nach Frauen oder Männern oder Trans, die zur Prostitution gezwungen werden und Sie gehören zu den Menschen, die sie vergewaltigen!

Sie haben noch nie darüber nachgedacht, dass Sie vielleicht dafür bezahlen eine Person zu vergewaltigen…dass Sie vielleicht gerade ein Opfer von Menschenhandel vergewaltigen und somit an der Zerstörung eines Lebens und einer Person beteiligt sind?

Dann tun Sie das! DENKEN SIE DARÜBER NACH!*

Klicken Sie auf das Bild, um herauszufinden, ob Sie gerade mit einer Frau oder einem Mann Sex haben wollen, die zur Prostitution gezwungen wird!

Ratgeber „Verantwortlicher Freier“ von Ban Ring e.V.
„Wie identifizieren Sie ein Opfer von Zwangsprostitution“

 

* Statistisch gesehen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie auf eine Person treffen, die ein Opfer von Menschenhandel ist, gering. Dennoch sollten Sie jede und jeden Sexarbeiter_in mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen. Wie bei anderen Sexualpartner_innen auch sollten Sie auch nichts tun, ohne dass beider Parteien damit einverstanden ist.

Auch bei Sexarbeiter_innen heißt „nein“ nein und nur ein „ja“ heißt auch ja!

Weitere Hinweise und 10 Regeln für Freier sind auf Freiersein zu finden

11 Kommentare

  1. Ich begrüße diese Kampagne, um Kunden von Prostituierten nicht allein ihre Verantwortung als solche zu verdeutlichen, sondern mögliche Unterscheidungskriterien zwischen freiwilliger und erzwungener Prostitution an die Hand zu geben.

    Was mir weniger gefällt, ist das Vermitteln, in Deutschland sei es sehr wenig wahrscheinlich Opfern von Menschenhandel zu begegnen. Es gibt durchaus auch den Straftatbestand der schweren Zuhälterei. Erwiesene Fälle als Basis zu nehmen reicht meines Erachtens nicht. Denn selbst Frauen, bei denen es für Ermittlungsbehörden anhand von Verletzungen und den dafür relevanten Kriterien zu erkennen, dass die unter Anwendung von Gewalt als Prostituierte arbeiten, ist die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Verfahrens und erst einer Aussage gegen den Verantwortlichen gering. Da dies lebensgegährlich sein kann, ist das für mich durchaus gut nachzuempfinden.

    Die Grenzen zwischen mittlerweile seit 2002 legaler Zuhälterei und illegaler schwerer Zuhälterei sind sehr fließend und werden auch nicht unbedingt zugunsten betroffenener Frauen gehandhabt. Ein Zuhälter kann sich wirklich mies benehmen und einer Frau sogar 100 % abnehmen bzw. einbehalten, ohne sich strafbar zu machen. Daran ist nichts schönzureden und nichts zu verharmlosen. Da es sich meist um persönliche Beziehungen handelt von Menschen, ist es nicht selbstverständlich zu erwarten, dass eine Frau gegen ihren Freund aussagt, auch wenn er sie ausnutzt und sie unter Anwendung von Gewalt daran hindert, die Arbeit in der Prostitution zu beenden. Es muss auch bedacht werden, dass zumindest von Seiten der betreffenden Frauen eine emotionale Bindung an ihren Freund besteht. Das reicht wesentlich weiter als es Kriminalstatistiken erfassen können. Das macht es auch kompliziert. Denn es gibt keineswegs so wenige Frauen, die z.B. in Wohnungen arbeiten und „ihrem Freund Geld abgeben“. Diese Frauen würden sich selbst nicht eingestehen, dass ihr Freund ihr Zuhälter ist, auch dann nicht, wenn er am Ende der Schicht Stress macht, ihr Leben zeitlich organisiert, sie räumlich in ihrer Freiheit einschränkt und auch mit Gewalt daran hindert diese Arbeit zu beenden. Ach ja, das Abgeben eines Teils des Geldes habe ich nicht aufgezählt. Ich möchte betonen, dass es sehr wohl Betreiber oder Betreiberinnen gibt, die ein Auge darauf haben und durchaus auch das Gespräch mit den betreffenden Frauen suchen und auch den Freunden der vei ihnen arbeitenden Frauen grundsätzlich jeden Zutritt zu verwehren.

    Allerdings ist es durchaus auch so, dass es Frauen gibt, die als Prostituierte arbeiten und deren Freund wissentlich von dem so verdienten Geld lebt, der aber keine Gewalt anwendet und der auch keinen Zwang hinsichtlich der Arbeitszeiten, des „Service“ oder Gästen ausübt. So gibt es auch Betreiberinnen oder Betreiber, die zugunsten der bei ihnen arbeitenden Frauen auch Arbeitsbedingungen bieten, die sämtliche Kriterien erfüllen lassen, die Freiwilligkeit beeinhalten. Man muss allerdings schon genauer hinsehen. Verurteilungen wegen Menschenhandels reichen meines Erachtens keinesfalls aus, um zu sagen, wie viele tatsächliche Fälle von Zwangsprostitution es gibt.

    Allerdings stimme ich zu, dass in Deutschland mittlerweile wesentlich mehr Frauen, die als Prostituierte arbeiten, keinen Zuhälter haben und auch außer den Beitreibern niemandem Geld abgeben. Wenn aus einer ideologischen Sichtweise sämtlichen Betreibern von Bordellbetrieben Zwang vorgeworfen wird, weil sie einen Anteil der Einnahmen erwarten, macht mich das allerdings wütend. Schließlich investieren sie auch und bieten vor Ort Sicherheit und leben auch nicht allein von Luft und Liebe. Das ist eine beiderseits selbstgewählte Geschäftsbeziehung. Bis Ende 2001 war es strafbar, heutzutage in Deutschland durchaus gängige Arbeitsbedingungen er ermöglichen Das fiel unter „Förderung der Prostitution“.

    Egal sind die veränderten relevanten Zahlen der Kriminalstatistik natürlich nicht. Dennoch geben sie nur einen Teil der Realität wieder.

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    1. Liebe Monika,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich möchte nur auf einen Punkt eingehen. Du sprichst von „legaler Zuhälterei“ – das ergibt aber keinen Sinn. Denn entweder ist eine Handlung legal und dementsprechend keine Zuhälterei oder sie ist ist Zuhälterei. Ich bezweifle Deine Aussage, dass sich ein Mann „mies“ (was meinst Du hier genau) mit einer Sexarbeiterin umgehen kann und ihre alles abnehmen kann, ohne dass die Frau dagegen vorgehen kann. Gewalt ist strafbar (mies). 100% des Geldes abnehmen ist eindeutig als Zuhälterei definiert. Auf welcher Grundlage beruht denn Deine Aussage? Die einzige Möglichkeit ist: Frauen zeigen ihn nicht an und sagen nicht aus. Das ist aber nicht anders als bei „häuslicher Gewalt“. Und wenn wir nicht anfangen wollen, Frauen vorzuschreiben, wann sie – obwohl sie es nicht wollen – Anzeige zu erstatten haben, werden wir damit leben müssen, dass manchen Frauen ihr ganzes Geld an einen Typen abgeben. Wenn sie dagegen nichts tun wollen (sie können es ja – die juristische Definition reicht dafür aus), müssen auch wir das aushalten. Die juristischen Alternativen finde ich persönlich nicht wünschenswert.

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      1. Hallo Sonja!

        Leider sieht der Gesetzgeber in Deutschland seit Januar 2002 vor, dass es legale Zuhälterei gibt. Nur noch schwere Zuhälterei nach 181 a StGB ist seither strafbar. Das war mir bis vor fünf Jahren auch leider nicht bekannt.

        In der Tat gibt es Paralellen in den Beziehungen zu anderen Beziehungen, in denen es auch häusliche Gewalt gibt, jedoch keine Prostitution. Zu weiterem möchte ich lieber nicht öffentlich antworten. 🙂

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        1. Zwei Punkte: Einer ist ein begrifflicher: Es kann keine legale Zuhälterei geben, wenn Zuhälterei als Straftat definiert ist. Was Du meinst, ist dass der Inhalt des Paragraphen so verändert wurde, dass bestimmte Sachen nicht mehr darunter fallen.

          Zwei: Ich würde argumentieren, dass es dafür gute Gründe gab.

          Und drei: Meinst Du etwa „Förderung der Prostitution“? Es gibt sehr gute Gründe, warum der § weg ist.

  2. Was die Flatrate-Bordelle betrifft:

    In öffentlich bekannten und im Internet beworbenen Flatrate-Bordellen arbeiten sogar deutsche Frauen oft über Monate (oder noch länger). Fotos der Damen kann man auf den Webseiten sehen.

    Das spricht sehr gegen Ausbeutung und Menschenhandel. Welcher Betreiber solcher Bordelle könnte sich – im Licht der Öffentlichkeit – über Jahre halten wenn in seinem Laden kriminelle Machenschaften ablaufen?

    Finanziell kann das Flatrate-Bordell auch für eine Prostituierte günstiger sein als in einem Barbetrieb zu arbeiten. Denn in einem Barbetrieb kann es sein das sie sich nächtelang den Arsch platt sitzt und vergeblich auf Kundschaft wartet, während sie weiterhin ihre Lebenshaltungskosten aufbringen muß. In Barbetrieben wird nicht selten Anwesenheit bis 5:00 morgens erwartet – und solange können tatsächlich auch noch Kunden kommen.

    In einem Flatrate-Bordell bekommt sie einen pauschalen Betrag (z.B. 100 €) pro Tag Anwesenheit plus einem Bonus für jedes Mal das sie mit einem Freier aufs Zimmer geht – egal was sie dort macht. Den Freiern die ein Pauschal-Ticket gezogen haben (es gibt dort auch andere Bezahlmodelle) kann es egal sein ob sie ein paarmal mehr aufs Zimmer gehen ohne Sex zu haben oder nicht – sie zahlen dafür nicht extra. Ein Kumpel-Typ der sie auf dem Zimmer massiert oder eine halbe Stunde dort an seiner Seite pennen lässt findet sich sicher nicht selten.
    Dazu bekommt sie typischerweise noch kostenlose Unterkunft und Verpflegung. Insgesamt verbringt sie dort zwar eine längere Zeit, dafür aber üblicherweise nicht so weit in die Nacht hinein (typischerweise bis 24:00).

    Insgesamt kann so ein Flatrate-Bordell eine interessante Alternative sein für Prostituierte.

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  3. Antwort auf die Frage: „Woher nehmen Sie die Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit, auf eine Frau zu treffen, die zur Prostitution gezwungen wird, gering ist?“

    1) Weil die Zahlen, die Sie nennen Schätzungen sind, die aber nicht empirisch bestätigt sind. In Deutschland werden jährlich zwischen 600 und 800 Frauen als Opfer von Menschenhandel erkannt – von geschätzten (leider gibt es keine offizielle Zahl) 400.000 Sexarbeiter_innen, die in Deutschland tätig sind. Wenn das stimmt, sind 0,2% der Frauen in der Sexarbeit dazu gezwungen worden. Die Rechnung kann man aber sicher auch anders machen.

    1b) HInzukommt, dass Minderjährige, die Opfer von Menschenhandel sind, auch nicht immer in der Prostitution arbeiten sondern Pädosexuellen zum Opfer fallen. Diese Form der sexuellen Ausbeutung geschieht außerhalb der Prostitution und ist auch keine Prostitution sondern sexueller Missbrauch von Minderjährigen.

    2) Neben dem Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung gibt es auch Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung. Dort ist aufgrund des fehlenden gesellschaftlichen Interesses die Dunkelziffer der nicht erkannten Opfer viel höher – schließlich kontrolliert niemand Restaurants oder gar private Haushalte nach den Arbeitsbedingungen der Köchinnen oder Hausangestellten. Die ILO geht davon aus, dass 70% des Menschenhandels im Bereich Arbeitsausbeutung stattfindet.

    3) Sie müssen auch nach Ländern differenzieren – es gibt Länder, in denen Menschenhandel aufgrund verschiedener Faktoren eher geschieht. So weist Italien jährlich über 2000 Opfer von Menschenhandel nach. Nicht in jedem land ist die Wahrscheinlichkeit genauso hoch. Man muss eben genauer hinschauen und nicht Schätzungen (die sowieso für alle Organisationen anders sind) für bare Münze nehmen.

    4) Wir erheben keinen Anspruch darauf, das letzte Wort gesprochen zu haben – im Gegensatz zu all jenen Menschen, die Prostitution loswerden wollen.

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    1. Ich bezweifle, dass die Dunkelziffer bei Arbeitsausbeutung absolut gesehen höher ist. Denn gerade bei Arbeitsausbeutung ist viel mehr Öffentlichkeit gegeben als im „Rotlichtmilieu“.

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  4. Statistisch gesehen ist die Gefahr gering, auf eine Frau zu treffen, die zur Prostitution gezwungen wird?
    Folgendes sagt die OSZE:
    „Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) schätzt, dass Menschenhändler jedes Jahr zwischen 120 000 und 500 000 Frauen von Mittel- und Osteuropa nach Westeuropa bringen.“
    Woher nehmen Sie die Annahme, dass die Wahrscheinlichkeit, auf eine Frau zu treffen, die zur Prostitution gezwungen wird, gering ist? Offen gesagt, ich frage mich wirklich, wer hinter dieser „kritischen Seite“ steckt. Dass eine ordentliche Universität Geld für Projekte ausgibt, die auf zynische Art moderne Sklaverei verharmlost, finde ich mehr als bedenklich.

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  5. Ich finde diese Kampagne sinnvoll und begrüße sie. Es wäre gut, wenn mehr Prostitutionskunden auf die genannten Kriterien achten.

    Ich verstehe aber nicht, was „All you can fuck“ und „Sie suchen ein Flatrate-Bordell?“ damit zu hat. Pauschale Bezahlung hat nichts mit Zwang, Gewalt oder Menschenhandel zu tun. Die Frauen haben dadurch teilweise sogar einige Vorteile.

    – Ein Gast darf in einem Club mit pauschaler Bezahlung nicht uneingeschränkt alles mit den Frauen machen. Es gibt dort oft Regeln und die Frauen können ebenfalls Grenzen setzen oder bestimmte Wünsche ablehnen. Dies ist einem Gast sogar einfacher zu vermitteln als wenn er einzeln bezahlt.
    – Es werden weniger spezielle Praktiken erwartet. Denn diese können ja nicht extra bezahlt werden.
    – Es wird dort seltener als in anderen Clubs auf Kondome verzichtet, insbesondere auch beim Oralverkehr.
    – Die Frauen haben dort weniger finanziellen Druck. Sie müssen keine Tagesmiete bezahlen und die Gäste sind leichter zu überreden, als wenn sie einzeln bezahlen müssten.
    – Frauen können sich besser aussuchen, zu welchen Gästen sie gehen. In Clubs mit Einzelbezahlung dagegen müssen viele Frauen oft lange auf Gäste warten und dann eigentlich jeden Gast akzeptieren, um überhaupt Geld zu verdienen.
    – Die Gäste können dort nicht mit jeder Frau und so oft sie wollen. Männer können meistens ohnehin nicht besonders oft hintereinander und machen deshalb in solchen Clubs meistens nicht viel mehr Sex als bei Einzelbezahlung. Falls doch können die Frauen diesen Gast auch vorübergehend meiden.

    Es gibt in solchen Clubs auch deutsche Frauen, die lieber mit pauschaler Bezahlung arbeiten als in Clubs mit Einzelbezahlung. Für Frauen wie Gäste ist es angenehm, dass nicht ständig ans Geld gedacht und auf die Uhr geschaut werden muss.

    Natürlich kann es auch bei pauschaler Bezahlung Zwang, Gewalt oder Menschenhandel geben, aber das ist unabhängig von der pauschalen Bezahlung.

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    1. Mir scheint „freiwillige“ Prostitution gerade unteren Preissegment eher die Ausnahme als die Regel zu sein. Es gibt ein Graufeld, in welchem diese Frauen theoretisch ihren „Beruf“ aufgeben und ihren Zuhälter verlassen können, rein praktisch sind diese Frauen aber mindestens verbal wenn nicht sogar durch körperliche Züchtigung oder Drogen dazu seelisch nicht in der Lage.
      Kein Freier kann das mit Sicherheit ausschließen. Wenn die Prostituierte aussieht „wie 18“ dann ist sie sehr wahrscheinlich jünger. Wenn sie kaum deutsch kann ist sie wahrscheinlich illegal eingewandert (was die Anfälligkeit erhöht). Wenn sie verwahrlost aussieht dann wird sie wohl geschlagen oder nimmt Drogen…

      Vergewaltigung bleibt Vergewaltigung, egal wieviel Geld man dem Zuhälter in die Hand drückt!

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